Taktgeber für alle Fälle – Flexible Quarzoszillatoren vereinfachen das Systemdesign
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Taktgeber für alle Fälle

Flexible Quarzoszillatoren vereinfachen das Systemdesign

In der Praxis zählt nicht nur, wie präzise ein Taktgeber schwingt – sondern auch, wie zuverlässig er sich in Versorgungskonzepte mit unterschiedlichen Spannungsbereichen integrieren lässt. Moderne Elektroniksysteme setzen längst nicht mehr auf eine einzige Spannungsebene: 1,8 V im Sensormodul, 3,3 V im Kommunikations-Stack, wechselnde Spannungen in Peripherie oder I/O. Quarzoszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich eignen sich besonders für solche Umgebungen, da sie Versorgungsschwankungen überbrücken können und auch bei niedriger werdender Spannung – etwa im Batteriebetrieb – stabil weiterarbeiten.

Gerade bei Prototypen, Plattformdesigns oder batteriebetriebenen Systemen stellt sich schnell die Frage: Wie tolerant ist der gewählte Quarzoszillator gegenüber Versorgungsschwankungen? Und wie viele verschiedene Varianten müssen wirklich qualifiziert, beschafft und gelagert werden, um alle Spannungsszenarien abzudecken?

Die Antwort auf diese Herausforderungen liefern Quarzoszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich – je nach Hersteller auch unter Begriffen wie "MultiVolt™" oder "FlexiVolt" vermarktet. Anders als klassische Typen, die auf eine feste Betriebsspannung – etwa 3,3 V – angewiesen sind, unterstützen sie einen weiten Bereich, typischerweise von 1,6 V bis 3,6 V. Dadurch eröffnen sich neue Spielräume in der Entwicklung, und es können auch wirtschaftliche Vorteile erzielt werden.

Im folgenden Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, wie diese Technologie funktioniert, welche technischen und praktischen Vorteile sie bietet – und wann sich der Einsatz besonders lohnt.

Das Problem klassischer Versorgungskonzepte

Lange Zeit war es selbstverständlich, Quarzoszillatoren mit fest definierter Betriebsspannung einzusetzen: 1,8 V, 2,5 V oder 3,3 V – je nach Logikfamilie und Anwendung. Für jede Spannungslage existierte eine passende Bauteilvariante, und in stabilen Versorgungsszenarien war das auch völlig ausreichend. Doch mit der zunehmenden Verbreitung von Mixed-Voltage-Systemen, energieeffizienten Subsystemen und flexiblen Plattformarchitekturen steigen die Anforderungen an das Versorgungskonzept – auch wenn der Oszillator selbst häufig weiterhin mit einer festen Spannung betrieben wird.

Feste Spannungsvarianten können den Aufwand in Entwicklung und Logistik erhöhen. Denn jede Spannungsversion erfordert eine eigene Qualifikation, gesonderte Lagerhaltung und abgestimmte Logistikprozesse. Gerade in projektspezifischen oder modulbasierten Umgebungen kann es passieren, dass mehrere Oszillatortypen gleichzeitig bevorratet, getestet und gepflegt werden müssen – ein unnötiger Aufwand, der sich mit wachsender Variantenvielfalt vervielfacht.

Auch technisch birgt das klassische Versorgungskonzept Schwächen. Schon kleinere Abweichungen von der Nominalspannung wirken sich auf die Oszillatorfrequenz aus. Ursache sind spannungsabhängige Parameter im Oszillatorverstärker und in der Rückkopplungsschleife. Die Folge sind Frequenzdrift, verändertes Phasenrauschen oder gar Schwingausfall, wenn die Betriebsspannung unter eine kritische Schwelle fällt.

Insbesondere in batteriebetriebenen Anwendungen, bei denen die Spannung über den Entladezyklus abfällt, kann ein festspannungsgebundener Oszillator zur Schwachstelle werden. Auch bei Hot-Swap-Szenarien oder instabilen Spannungsquellen ist das Verhalten klassischer Typen schwer vorhersehbar.

Technisches Konzept von Oszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich

Quarzoszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich – ob als MultiVolt™, FlexiVolt oder unter herstellerneutralen Bezeichnungen geführt – setzen intern auf eine klare Trennung von Versorgung und Oszillatorlogik. Kern der Architektur ist eine integrierte Spannungsregelung, die unabhängig von der angelegten externen Spannung eine stabile interne Versorgung generiert.

In der Praxis heißt das, dass die Oszillatorschaltung selbst mit einer konstanten Spannung – beispielsweise 1,8 V – arbeitet, während die angelegte Versorgung zwischen 1,6 V und 3,6 V variieren darf. Zusätzlich passt eine intelligente Ausgangsstufe das Taktsignal an die externe Spannung in Amplitude und Pegel an und stellt so die zuverlässige Pegelkompatibilität zu nachfolgenden Schaltungen sicher.

Dieses Konzept bringt zwei zentrale Vorteile mit sich. Erstens bleibt die Schwingbedingung des Quarzes über den gesamten Spannungsbereich konstant, was die Frequenzstabilität verbessert und Jitter minimiert. Zweitens entfällt die Notwendigkeit externer Pegelwandler oder zusätzlicher Oszillatorvarianten für verschiedene Spannungsebenen – ein Gewinn an Effizienz in der Entwicklung.

Der weite Versorgungsspannungsbereich macht die Oszillatoren zudem unempfindlich gegenüber Spannungsschwankungen beim Einschalten, bei Batteriebetrieb oder in Hot-Swap-Szenarien. Besonders in Anwendungen mit mehreren Spannungsdomänen oder in sich weiterentwickelnden Plattformdesigns lässt sich so die Komplexität deutlich reduzieren.

Technische Kennwerte und Herausforderungen

Typische Quarzoszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich decken Versorgungsspannungen von 1,6 V bis 3,6 V ab. Damit lassen sich alle gängigen Logikpegel – von 1,8 V über 2,5 V bis 3,3 V – zuverlässig bedienen.

Ein zentrales Qualitätsmerkmal ist die geringe Spannungsabhängigkeit der Frequenz. Durch die interne Regelung bleibt die Schwingbedingung auch bei schwankender externer Spannung stabil. Viele Modelle erreichen über den gesamten Betriebsbereich Frequenzstabilitäten von ±25 ppm oder besser. Auch der Phasenjitter fällt bei den meisten Varianten gering aus – insbesondere bei quarzbasierten Ausführungen mit <1 ps RMS.

Die Stromaufnahme kann mit steigender Versorgungsspannung leicht zunehmen, etwa durch die Verlustleistung im LDO-Regler. In der Praxis bewegen sich typische Werte im niedrigen einstelligen Milliamperebereich und werden im Datenblatt meist als Maximalwert über den gesamten Bereich angegeben. Für besonders stromsensitive Anwendungen sind speziell optimierte Low-Power-Varianten verfügbar.

Frequenz [MHz]Stromaufnahme @ 1,8V [mA]Stromaufnahme @ 3,3V [mA]
20.00035
50.000810
75.0001520

Tabelle 1: Beispielhafte Stromaufnahme von CMOS-Oszillatoren (15 pF Load) mit weitem Eingangsspannungsbereich in Abhängigkeit von Frequenz und Versorgungsspannung.

Das Ausgangssignal passt sich in Pegel und Timing an die angelegte Spannung an. Dies kann helfen, Pegelabweichungen zu reduzieren und die EMV-Verträglichkeit zu verbessern. Einige Typen bieten zusätzlich einen Tristate-Ausgang oder – je nach Hersteller – optionale Spread-Spectrum-Funktionen. Ein Blick ins Datenblatt ist hier empfehlenswert.

Auch beim Einschwingverhalten zeigt sich der Vorteil der internen Stabilisierung. Viele Geräte erreichen innerhalb weniger Millisekunden eine stabile Ausgangsfrequenz – unabhängig von der gewählten Betriebsspannung. Das ist besonders vorteilhaft bei Anwendungen mit schnellen Startanforderungen oder häufigem Power-Cycling.

Vorteile in der Praxis

Für Entwickler bringen Oszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich vor allem eines: Gestaltungsfreiheit bei gleichzeitig höherer Betriebssicherheit. Denn durch die Spannungsflexibilität entfällt die Notwendigkeit, sich frühzeitig auf eine bestimmte Versorgungsebene festzulegen – was die Integration in unterschiedlichste Systemkonzepte erleichtert.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Bauteilverwaltung. Statt mehrere Varianten für unterschiedliche Spannungen vorhalten zu müssen, genügt ein einziger spannungsflexibler Oszillator. Das reduziert die Anzahl der Artikel im Lager, vereinfacht das Supply-Chain-Management und minimiert das Risiko von Fehlbestückungen – gerade in Serienfertigungen mit variantenreichen Stücklisten.

Auch in der Systemintegration punkten die flexiblen Taktgeber. Entwickelt sich das Board-Design weiter – etwa durch eine neue Komponente mit geänderter Versorgungsspannung – muss nicht zwangsläufig ein neuer Oszillator beschafft oder qualifiziert werden. Die gleiche Bauform kann weiterverwendet werden, was Entwicklungszyklen verkürzt und die Wiederverwendbarkeit erhöht.

Ein zusätzlicher Vorteil liegt in der Spannungstoleranz während Betrieb und Test. Insbesondere in batteriebetriebenen Anwendungen, bei Spannungseinbrüchen während des Einschaltens oder beim Ein- und Ausstecken von Modulen (Hot-Swap), bleiben Oszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich stabil, wo andere bereits aussetzen. Das erhöht die Robustheit im Feld und reduziert den Testaufwand im Labor.

Nicht zuletzt erleichtert die Spannungsflexibilität auch die Auswahl des richtigen Ausgangspegels. Besonders bei CMOS-Ausgängen richtet sich der High-Pegel nach der Betriebsspannung. Wer also eine präzise Anpassung an unterschiedliche Logikfamilien benötigt, kann dies mit einem einzigen Bauteil elegant umsetzen – ohne Pegelwandler, ohne Kompromisse.

Typische Einsatzbereiche

Die Einsatzmöglichkeiten für spannungsflexible Oszillatoren sind breit gefächert, insbesondere in Systemen mit unterschiedlichen oder dynamischen Versorgungsspannungen.

Batteriebetriebene Geräte und IoT-Anwendungen profitieren besonders von der Fähigkeit, auch bei sinkender Versorgungsspannung stabil weiterzulaufen. Ob in Sensor-Nodes, Wearables oder GPS-Trackern – die hohe Toleranz gegenüber Spannungsschwankungen sorgt für zuverlässigen Betrieb über die gesamte Lebensdauer der Batterie.

Industrieelektronik und Embedded-Systeme setzen auf modulare Plattformen mit unterschiedlichen Spannungsdomänen. Ein Oszillator, der bezüglich der Spannungsversorgung flexibel ist, reduziert hier die Variantenvielfalt und erleichtert die Integration.

Auch im Automotive-Umfeld, wo Systeme mit schwankender Bordspannung oder mehreren Subsystemen auf unterschiedlichen Versorgungsebenen arbeiten, bringt ein weiter Versorgungsspannungsbereich Vorteile, gerade wenn es um Plattformansätze oder Teilesynergien geht.

In der Kommunikationstechnik sowie bei Test- und Messsystemen hilft die Spannungsflexibilität, Pegelkompatibilität sicherzustellen und potenzielle EMV-Probleme zu reduzieren – insbesondere bei empfindlichen Interfaces.

Nicht zuletzt profitieren auch Entwicklungsplattformen und Evaluation-Boards, die mit verschiedenen Controllern, Transceivern oder Bus-Systemen betrieben werden, von einem Oszillator, der sich über einen großen Bereich der Versorgungspannung nutzen lässt.

Marktübersicht und Standards

Oszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich sind mittlerweile bei zahlreichen Herstellern verfügbar – teils unter spezifischen Markennamen, teils als Standardmerkmal moderner Oszillatordesigns.

Einige Anbieter wie ECS verwenden die Bezeichnung „MultiVolt™“, andere wie QANTEK sprechen von „FlexiVolt“. Die zugrundeliegende Technologie ist dabei vergleichbar: eine interne Regelungsschaltung sorgt für konstante Betriebsbedingungen, unabhängig von der angelegten Versorgungsspannung.

Neben diesen Markenbegriffen führen auch zahlreiche weitere Hersteller entsprechende Produkte – darunter beispielsweise AKER, INTERQUIP, HONG KONG CRYSTAL und NAKAGAWA. Die Spannungsbereiche liegen üblicherweise zwischen 1,6 V und 3,6 V, in einigen Spezialfällen auch darüber. Wichtig ist dabei, auf die jeweiligen Datenblattangaben zu achten – insbesondere in Bezug auf Stromaufnahme, Ausgangspegel und Frequenzstabilität.

Zudem sind je nach Einsatzgebiet EMV- oder Jitter-Spezifikationen sowie Langzeitstabilität von Bedeutung. Hersteller bieten hier oft Zusatzinformationen oder Applikationshinweise, die bei der Auswahl hilfreich sein können.

Fazit

Oszillatoren mit weitem Eingangsspannungsbereich eröffnen neue Möglichkeiten im Design moderner Elektroniksysteme. Sie bieten Flexibilität, sparen Varianten und erhöhen die Robustheit gegenüber Spannungsabweichungen. In vielen Applikationen – von Industrie bis IoT – werden sie damit zur ersten Wahl.

Doch es gibt auch Ausnahmen: In Anwendungen mit klar definierter, stabiler Betriebsspannung und besonders strikten Vorgaben an Jitter oder Stromverbrauch kann ein klassischer Oszillator mit fester Spannung weiterhin die bessere Lösung darstellen – insbesondere, wenn Bauraum, Preis oder Timing-Spezifikationen besonders eng definiert sind.

Unterstützung bei der Auswahl des – sowohl wirtschaftlich als auch technisch gesehen – idealen Taktgebers für Ihr System bieten die Spezialisten bei WDI. Ob Neu-Design oder Re-Design – schon ab dem Design-In sind sie behilflich, zeigen baugleiche Alternativen und „Second Sources“ auf und empfehlen besonders gängige Bauformen und Spezifikationen. Von der Erstbemusterung und eventuell notwendigen Schaltungsanalyse, über die Prototypen- und Vorserienbelieferung bis hin zur klassischen Distributionsdienstleistung während der Serienfertigung.

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